Ein Olympiasieger und dreifacher Hawaii-Gewinner gratulierte höchstpersönlich. Jan Frodeno, wohl der deutsche Triathlet schlechthin, überreichte Konrad Puk die Finishermedaille. „Er hat mir seinen größten Respekt bekundet“, sagt der Holzkirchner. Völlig zu Recht. Mit fast 75 Jahren hatte Puk als zweitältester Finisher die Ziellinie beim legendären Ironman in Roth überquert. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, einen Marathon mit 42 Kilometern laufen. Das alles in 15:18:27 Stunden. Aber die beeindruckendste Zahl ist und bleibt: die 74.
In diesem Alter noch Sport zu treiben, ist keine Seltenheit. In dieser extremen Form aber eben schon. Erst im Alter von 66 Jahren hat Konrad Puk seine Premiere bei der Challenge in Roth gefeiert. Seitdem ist er siebenmal ins Ziel gekommen. „Es ist unglaublich, was mein Geist und Körper alles leisten können“, sagt der Holzkirchner, der auch andere zum Triathlon ermutigt: „Jeder kann damit anfangen. Es gibt so viele verschiedene Distanzen und mit den unterschiedlichen Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen hält man sich gesund – auch im Alter.“
In den gut 15 Stunden machte Puk Erfahrungen, für die andere mehrere Monate oder gar Jahre brauchen. Er traf auf der Strecke Michel, den 84-jährigen ehemaligen Marathonläufer aus Frankreich, der jetzt als Clown verkleidet mit einer blau-weiß-roten Perücke Spenden für soziale Projekte sammelt. Er überholte beim Laufen Dieter, der alle Ironmans in Roth mitgemacht hat und mit dem Puk auf der Strecke zur Erholung ein Stück ging und sich unterhielt. Die beiden ermunterten sich gegenseitig und schöpften neuen Mut. Auf „Harald aus Graz und Reynold aus Kalifornien“ traf Konrad aus Holzkirchen – Triathlon-Bekannte unter sich.
„Ich habe jeden Kilometer genossen“, sagt Puk. Wer hört, welche Herausforderungen auf der Strecke auf ihn warteten, mag das kaum glauben. „Altersgemäß werde ich einfach immer vergesslicher und für einen Triathlon sind immer sehr viele Dinge zu koordinieren“, erzählt der Holzkirchner. „Ich hatte meine Höhen und Tiefen. Davor, im Wettbewerb und danach.“ Er vergaß alle Schlüssel und konnte deswegen sein altes, geliebtes Rennrad nicht verschließen („Roth sei Dank stand es noch an seinem Platz“), der Neoprenanzug hakte beim Wechsel, die Socken gingen nicht wie gewohnt über die nassen Füße, beim Radfahren wäre Puk fast von der Strecke abgekommen und im Straßengraben gelandet. Er sah beim Laufen seine Chancen, den Triathlon „vernünftig und rechtzeitig“ zu beenden, schon schwinden, bekam durch Hühnerbrühe, Melone mit Salz, Energiedrinks und Wasser aber neue Kraft.
Keine Widrigkeit brachte Konrad Puk aus der Ruhe. Er machte an den Verpflegungsstationen Pause, kühlte sich ab, trank viel und beruhigte seinen Puls. Und er bekam Unterstützung. Von seiner Frau, die er auf der Laufstrecke in die Arme nehmen konnte, von seiner Trainerin Christine Waitz („Sie hat mich fünf Monate sehr gut vorbereitet und im Wettbewerb unterstützt“), aber auch von der Triathlon-Gemeinschaft. „Neben der Freude und dem Spaß gab es auch sehr viel Hilfsbereitschaft und Solidarität für mich“, sagt Puk. „Dafür bedanke ich mich bei allen, die mir das möglich gemacht haben.“
Erschöpft, aber überglücklich kam Konrad Puk ins Ziel. Um 6.50 Uhr in der Früh war er gestartet, um kurz nach 22 Uhr war der Kraftakt für Kopf und Körper vollbracht. Am nächsten Tag genoss Puk mit schweren Beinen die Siegerehrung und plante schon wieder neue Abenteuer. Am 30. Juli will er beim Kurztriathlon am Wörthsee starten, im September steht in Zofingen (Schweiz) die WM in der Duathlon-Langdistanz an.
Selbstverständlich hat sich Konrad Puk in Roth auch wieder für einen Startplatz fürs nächste Jahr angestellt. So quälend hart das Rennen sein mag: Er muss wieder dabei sein. Auch mit 75.
Text: Holzkirchner Merkur, Christoph Fetzer