Der Sella Ronda Hero MTB Marathon, ein Rennen der UCI World Marathon Series, heuer am 22. Juni, ist mit Sicherheit eines der schwersten Eintages-MTB Rennen, die es in Europa gibt. Die steilen Anstiege, wie auch die anspruchsvollen, schweren Trails teils auf hochalpinen Gelände haben es in sich.
Bei der 62-Kilometer-Runde gilt es 34 Kilometer Single Trails, 21 Kilometer Forstwege und nur 7 Kilometer Asphalt über 3.300 Höhenmeter zu bewältigen. Diese Streckendaten sagen wohl alles!
Die Strecke führt zunächst von Wolkenstein über die Dantercepies (2.298 m) oberhalb des Grödner Jochs nach Corvara, über die Pralongia und den Campolongo Pass nach Arraba und das Pordoijoch (2.239 m), um über das Sella-Joch in Wolkenstein zu enden.
Bei der 84-Kilometer-Runde mit 4.300 Höhenmetern müssen noch zusätzlich der Sourasass (2.351 m) und die Umrundung des Langkofel mit dem äußerst unangenehmen Duron Pass bewältigt werden.
Die Elite Frauen starteten um 07:20 Uhr ins Rennen. Heuer gab es wegen der Aufnahme in die World Series (Weltcup) UCI Rennen einen separaten Start für die Frauen. Dies hat eigentlich nur Vorteile, weil die Wettkämpferinnen den nötigen Überblick zur Konkurrenz haben können und es zu keinerlei Unsportlichkeiten wie das "Ziehen" bzw. Windschattenfahren gibt. Das ist aber auf dieser Strecke sowieso nicht möglich. Einige Frauen haben regelmäßig Ihre "männlichen Helfer" dabei.
Einen eigenen Frauenstart gibt´s ansonsten nur bei großen Meisterschaften, schade eigentlich!
Barbara Kaltenhauser, RSLC Holzkirchen - Team Filuca, war richtig heiß auf das Rennen und gehörte "nur" zum erweiterten Favoritenkreis. Absolute TOP-Favoritin war die frischgebackene Vize-Europameisterin und aktuelle (vor 2 Wochen) Britische Meisterin Sally Bigham. Auch viele italienische Spitzenfahrerinnen waren am Start, somit rückten Katrin Schwing (Siegerin der letzten 2 Jahre), Verena Krenslehner (Zweitplatzierte im Vorjahr), und Barbara (3. in 2012, 2. in 2011) in den Hintergrund.
Das konnte Barbara nur recht sein. Sie steht ungern im Vorfeld schon im Fokus.
Startschuß, und los ging´s gleich mal ordentliche gute 700 Höhenmeter auf Grödnerjoch und Dantercepies. Dort oben wartete der erste Bergpreis, den sich Sally souverän sichern konnte. Sally und Elena Gaddoni konnten sich bereits im ersten Anstieg etwas lösen. Barbara war mit Daniela Veronesi (amtierende italienische Meisterin), Verena Krenslehner (amtierende österreichische Meisterin) und Katrin Schwing in der Gruppe, und somit noch auf Podest-Kurs. Ihre Beine fühlten sich bestens an! Ihre Vorbereitung auf dieses Rennen war also perfekt. Sie hatte heuer "nur" zwei kürzere Rennen als Vorbereitung gewählt, damit sie ihren "Kraft-Akku" nicht zu sehr im Vorfeld leer machte. Dies war also die absolut richtige Entscheidung!
Der Gedanke, es heute wieder aufs Podest zu schaffen, war dann bei der ersten anschließenden Abfahrt gleich mal aus dem Sinn. Denn sie "eierte" so unsicher den Trial nach Corvara runter, wußte nicht was los ist, verlor den Anschluß an die Fahrerinnen, mit denen sie den Berg hochfuhr. Sie hatte einfach zu viel Luftdruck in ihren "Schlauchlos-Reifen" für diese schwierigen, lockeren Geröllabfahrten.
Im Anstieg auf den Campolongo Pass pedalierte Barbara was das Zeug hielt, konnte Verena und auch Katrin wieder einholen und etwas distanzieren. Veronesi, die wahnsinnig gut abfährt, konnte sie nur noch weit entfernt sehen.
In der Abfahrt vom Campolongo Pass passierte es dann... Sturz!
In einer lockeren Geröllabfahrt rutschte Barbara das Vorderrad komplett weg, und da lag sie.
Schock, Adrenalinausstoß, bis auf ein paar kleinen Blessuren nix weiter passiert, rauf aufs Bike und weiter.
Auf Platz 4 liegend ging´s auf schwierigen Pfaden von Arabba aufs Pordoijoch, runter nach Canazei, auf irre steilen Forstweg wieder aufs Sellajoch, Verena ca. 1 bis 2 Minuten hinter ihr.
Von Verena gejagt gab Barbara nochmals alles, was in ihr steckte (es war nicht mehr recht viel), die heutige
Unsicherheit in den Downhills nahm sie leider auch mit in die letzte schwere Abfahrt vom Sellajoch. Teils über die Skipiste im steilsten Gelände überhaupt ging´s nun Richtung Ziel nach Wolkenstein.
Sie blockierte vom Kopf her voll, konnte und wollte nichts riskieren. Aber es reichte aus, um Verena in Schach zu halten.
So konnte sich Barbara nach 4:45:10,2 Stunden als beste Deutsche über einen tollen, für sie total zufriedenstellenden 4. Platz freuen, obwohl Verena nochmal richtig ran kam. Im Ziel trennten die beiden nur noch 16 Sekunden. Sie umarmten sich überglücklich, es für heute geschafft zu haben.
Gewonnen hat wie erwartet die große Siegerin aus Großbritannien Sally Bigham, vor Elena Gaddoni (ITA), Daniela Veronesi (ITA).
Über die 84 Kilometer kam Guido Culino vom RSLC Holzkirchen bei den Herren Hobby in 7:08:10,7 Stunden auf einen hervorragenden 32. Gesamtplatz von 483 Klassifizierten, was den 17. Platz seiner Altersklasse bedeutete. Auf der Dantercepies lag er noch auf dem 62. Rang, konnte sich jedoch immer weiter nach vorne arbeiten und lag nach der Hälfte der Strecke auf dem Pordoijoch bereits auf dem 35. Platz. Auch für Guido war dieses Rennen das extremste, was er bisher gefahren ist. Trotz guter Beine und Topbergübersetzung war relativ viel Schieben angesagt. Leider musste er aus dem letztem Block starten. Also hieß es häufig an den Engstellen warten.
Sepp Gschwendner war bis zum Pordoijoch ebenfalls super unterwegs und wäre sicher in die Top Ten der Senior Master gefahren. Leider nahm er an der letzten Streckenteilung die falsche Abfahrt und drehte auf die 64-Kilometer-Runde. Da die Strecken mehrfach geteilt waren, kam es zur keiner Wertung.
Foto von Barbara Kaltenhauser: Gernot Mussner - PR Val Gardena Gröden Marketing
Foto von Guido Culino bei der Abfahrt vom Pordoijoch
Infos unter: www.sellarondahero.com