Sie hatten es schon lange ausgemacht. Am 1. August wollten einige RSLCler die Challenge - Holzkirchen zum Gardasee an einem Tag - packen - immerhin 340 Kilometer. Der Wetterbericht wechselte täglich seine Voraussage.
Dann war das Hotel reserviert.
Punkt 5 Uhr startete dann eine Gruppe von sieben Radlern am Industrieparkplatz in Holzkirchen. Die Nacht über hatte es geregnet und die Straßen schön angefeuchtet. Momentan war es etwas trocken. Doch schon hinter Bad Wiessee begann leichter Nieselregen, der ganz sachte immer stärker wurde. Am Achensee waren es nur noch 9°C und unsere Radler froren erbärmlich, vor allem diejenigen, die sich vor allem auf den warmen Süden vorbereitet hatten. Auf der steilen Straße hinunter nach Jenbach zitterten auch die bergerprobtesten Radsportler schon mächtig.
Das Regenradar zeigte anfangs Regen nur bis zum Achensee. Leider löste sich der Regenfleck erst nach der Durchfahrt am Achensee auf, begleitete aber unsere Gruppe treu das Inntal hinauf und duschte sie mit immer neuen kräftigen Schauern kräftig ein.
Foto:
Frisch geduscht am nächsten Tag: Stefan, Markus, Christoph, Marco, Markus, Stefan, Hartmut, Betreuer Georg
In Hall wollten sie den Berufsverkehr in Innsbruck meiden und kletterten die steilen Rampen hinauf nach Igls, einfach um die Abfahrt hinunter nach Matrei genießen zu können. Da hörte der Regen allmählich auf. Die Ketten wurden nachgeölt und dann ging's hinauf zum Brennerpass mit der letzten gemeinen Steigung hinter Gries.
Beim Start vom Brenner war es halb zwölf. Die Fahrt hinunter nach Sterzing war der reinste Genuß. Ab dem Brenner gibt es einen durchgehend ausgeschilderten Radweg das Eissacktal abwärts über Bozen und das Etschtal hinunter bis Rovereto und weiter bis zum Gardasee. Vor Brixen ist die Wegführung etwas winklig und so wählten unsere Radler die Landstraße und überholten kurz vor Franzensfeste sogar wieder den Teambus mit den Betreuern Georg und Margot, da sowohl die Autobahn wegen eines Unfalls als auch die Straße wegen einer aktuellen Brückenbaustelle verstopft waren.
Ab Brixen führt der Radweg auf der alten Eisenbahnstrecke zumeist ruhig durch die Wälder, die seit dem Autobahnbau unter den Viadukten gewachsen sind.
Kurz vor Bozen merkte Stefan, dass sein Schaltungsseil gerissen war. Der Typ in der ersten Werkstatt machte alles noch schlimmer. Erst in der zweiten Werkstatt konnte der Fehler behoben werden. Nach dieser unfreiwillig langen Mittagspause war es nun schon vier Uhr nachmittags bis unsere Gruppe endlich die letzten 90 Kilometer antreten konnte. Der Etschtalradweg führt immer auf dem Flußdamm entlang, mal auf dem rechten Ufer, mal auf der linken Seite. Den kann man natürlich nicht mit einem Teambus befahren. Und so begann ein lustiges Katz- und Mausspiel. Georg hatte den Schnitt der Gruppe überschätzt und wartete bei Mezzocorona kurz vor Trento. Mittlerweile hatte jedoch die lange Strecke schon ziemlich an der Kondition einiger Radsportler genagt. Ein Übriges tat der berüchtigte Nachmittagsgegenwind das Etschtal herauf. Da kam ein Hilferuf von Marco, sofort nach Neumarkt zu kommen. Nach 20 Minuten waren wir dort. Die Gruppe hatte aber nicht so lange warten wollen und war weiter gefahren. So warteten wir wieder bei Salurn, um festzustellen, dass sie auch dort schon durch waren. In Lavis, einem unübersichtlichen Industriegebiet nördlich von Trento, trafen wir uns auch nicht.
Bei Mori, südlich von Rovereto, wo der Radweg die Etsch verläßt, klappte es schließlich. Die Fahrer hatten nun 320 Kilometer in den Knochen und brauchten nur noch Wasser. Es war mittlerweile halb neun und bedenklich dämmrig. Einige hatten Bedenken wegen einer Weiterfahrt im Dunklen. Aber so kurz vor dem Ziel wollte niemand aufhören. Und so traten sie nun in zwei Gruppen die letzten hundert Höhenmeter hinauf zum Passo San Giovanni. Dann geht es fast nur noch hinunter nach Arco. Um halb zehn und 12 Stunden Fahrtzeit waren die 344 Kilometer (Tacho Stefan) und 1.700 Höhenmeter endlich geschafft.
Eine riesige Pizza am lauen Abend vor der Pizzeria Pace brachte wieder die ersten Kalorien rein. Und mindestens zwei Spezi zum Anfang. Ein Glaserl Wein als Absacker. Und dann schlafen, schlafen...
Kurz vor 5 Uhr
Vor dem Achenpass
Bei Lans Nachschub auf dem Brenner
Vom Brenner ins Eissacktal Am nächsten Morgen in Riva del Garda